Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 1

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Am Galiläischen Meer

- Kapitel 102 -

Szene mit den gläubigen Juden aus Kapernaum. Ein großes Heilwunder

20.10.1851
Als das Abendmahl eingenommen war von allen, die nun mit Mir hier zugegen waren, und der Judas im festen Schlafe auf einem Strohlager im Vorhause lag, da brachten dieselben Juden aus Kapernaum, die am vorhergehenden Tage die Priester, Schriftgelehrten und Pharisäer auf die Probe stellten, eine Menge Besessene und eine Menge anderer Kranker, die mit allerlei Übeln behaftet waren, und baten Mich inständigst, daß Ich sie alle heilen möchte!
2
Ich aber fragte sie liebernstlich, ob sie wohl glaubten, daß des Zimmermanns Sohn aus Nazareth so was zu tun vermöchte. Denn diese Menschen kannten Mich sozusagen von Geburt auf.
3
Sie aber antworteten und sprachen: ,,Was hat da des Zimmermanns Sohn mit uns zu tun!? Wenn des Zimmermanns Sohn von Gott ausersehen ward, ein Prophet dem Volke Israel zu werden, so ist er ein Prophet, und so er auch noch tausendmal ein Zimmermannssohn wäre; denn ein jeder Mensch ist das, was er von Gott aus ist, und aber nie, was seine Eltern waren! Und daher glauben wir alle ungezweifelt fest, daß du zum ersten ein rechter von Gott unterwiesener Prophet bist, und daß du darum fürs zweite uns allen helfen kannst, so wie du dem Sohne des Statthalters und dem Knechte des Hauptmanns geholfen hast!"
4
Und Ich antwortete ihnen: ,,Nun denn, da ihr solchen Glaubens an Mich und solchen Urteils über Mich seid, so geschehe euch allen, wie ihr es geglaubt habt!"
5
Auf dieses Wort fuhren alle Geister aus den Besessenen, und die mit allerlei Seuchen und Krankheiten Behafteten aber wurden auch gesund im selben Augenblick. (Matth.8,16)
6
Daß es auf solch eine Tat an Verwunderungen und Danksagungen nicht gemangelt hat, braucht wohl kaum noch näher erwähnt zu werden!
7
Es wurden auch höchst treffende, aber dabei beißend scharfe Bemerkungen über die gesamte jüdische Priesterschaft gemacht, aber Ich verwies den Rednern solches und zeigte ihnen, daß es sehr unklug sei, zu wecken eine schlafende Natternbrut: ,,Denn solange diese in ihrem starren Winterschlafe sich befindet, ist sie niemandem schädlich und gefährlich; wird sie aber geweckt, so ist sie gefährlicher als je sonst, wo sie nicht schläft!
8
Die Tempelknechte voll Arglist und Tücke schliefen wohl auch nun wie eine Natternbrut im Winter; ihr aber habt sie nun aus ihrem Schlafe durch euer kühnes Begehren gewaltsam erweckt. Darum gebet acht, daß sie euch nun nicht schädlich werden! Denn diese ehebrecherische Art hat eine Wollust darin, so sie irgend schaden kann!"
9
Alle sehen die Wahrheit dieser Lehre ein und bereuen, daß sie ein solches Übel durch ihre Unbesonnenheit angerichtet haben! Ich aber vertröste sie und sage ihnen, daß sie von diesem hier verrichteten Zeichen in Kapernaum ja nichts erzählen sollen, außer einigen wenigen bewährtesten Freunden der Wahrheit, die da auch zu schweigen wissen! Und sie gelobten Mir solches.
10
Es war aber einer unter ihnen, der, obschon nicht dem Priesterstande angehörend, aber dennoch in der Schrift sehr bewandert war.
11
Dieser trat hin vor die Menge und sprach in einem sehr ernsten Ton: ,,Höret, liebe Freunde und Brüder! Ich habe nun in dieser Tat etwas gefunden, was da mehr sagen will, als so ihr nur saget: ,Siehe da, dieser Mann ist ein rechter Prophet!` Ich meine, diese Tat ist nun geschehen, damit vor unseren Augen in die vollste Erfüllung gehen soll, was der Prophet Jesajas weissagte, da er sprach: ,Er hat unsere Schwachheit auf Sich genommen, und unsere Seuche hat Er getragen!` (Jes.53,4) Merket ihr nichts? Merket ihr wirklich nichts, wohinaus das geht?"
12
Das Volk sieht den Sprecher groß an; denn es versteht ihn nicht. Er aber wiederholt seine Frage noch einmal, und da das Volk das, was er aus Jesajas angeführt hatte, noch nicht fasset, so spricht er: ,,Den Blinden ist schwer von den Farben des Regenbogens zu predigen!"
13
Sage Ich zu ihm: ,,Sei ruhig; es ist besser, daß dies Volk vorderhand das nicht fasset! Denn möchte nun dieses Volk das fassen, so würde es zu den Priestern hinrennen und würde dort mit ihnen gar gewaltig zu rechten anfangen, und das wäre nicht gut weder für euch, noch für Mich unter dem Gesichtspunkte Meiner Lehre! Wann aber die rechte Zeit kommen wird, dann auch werden sie es fassen und mit Händen greifen, was der Prophet geredet hat!"
14
Mit diesem Bescheide gibt sich der Redner zufrieden, und das Volk, dessen Besessene und Kranke Ich an diesem Abende geheilt habe, entfernt sich nun samt seinen völlig Genesenen.
15
Als aber das Volk in Kapernaum nach Hause kommt, macht es dennoch einen großen Lärm unter seinen Bekannten; und als es am nächsten Morgen noch kaum graut, so ist das Haus Petri schon von einer unabsehbaren Volksmenge umlagert, um Mich zu sehen, Der Ich am Abende eine solche unbegreiflich große Wundertat verrichtet habe! Es fragt Mich aber Petrus, was da zu machen sein werde, da des Volkes immer mehr werde ums Haus.
16
Sage Ich: ,,Richte das große Schiff her, und wir werden ganz auf die andere Seite des Meeres fahren; sonst erleben wir hier Spektakel! (Matth.8,18) Das Volk ist zwar in der besten Absicht da; aber hinter dem Volke wird auch die Priesterschaft ganz geschlichen kommen, und mit dieser wollen wir vorderhand nichts zu tun haben!"
17
Petrus richtete sogleich das größte Schiff her, das wir auch alsbald bestiegen und bei gutem Winde schnell übers Meer zu rudern begannen.
18
Bevor aber Ich mit den Jüngern das Schiff betrat, kam und trat hin zu Mir ein Schriftgelehrter aus Kapernaum und sprach: ,,Meister, erlaube mir, daß auch ich Dir folge, wo Du hingehest!" (Matth.8,19) Da Ich aber alsbald ersah, daß sein geheimer Grund, aus dem heraus er Mir so ganz eigentlich folgen wollte, ein durchaus nicht löblicher war, und daß ihm an Meiner Lehre wie an allen Meinen Taten wenig, alles aber an einer Versorgung für seinen Bauch und, so es nebst dem etwas trüge, auch an geheimen Verrätereien gelegen war, so schüttelte Ich Mein Haupt und sagte zu ihm: ,,Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nicht, auch nicht einen Stein in dieser Welt zum Eigentume, daß Er darauf lege Sein Haupt!" (Matth.8,20)
19
Und der Schriftgelehrte verstand Mich, wandte sich ab und zog nach Hause. Denn Ich habe ihm dadurch zu verstehen gegeben, daß auch er ein schlauer Fuchs sei und daher seine Grube (besoldete Anstellung) habe, und daß Vögel seiner Art, die unter dem Himmel, das heißt tief unter der rein göttlichen Wahrheit und Liebe wohnen, ihre Nester, d.i. Fraß- und Ruheplätze, haben, wo sie ihren Raub verzehren, aber beim Menschensohne von all den weltlichen Betrügereien nichts anzutreffen ist, nicht einmal ein sogenannter politischer Notkniff (Stein), auf dem man dann und wann das Haupt des Gemütes ausruhen lassen könnte! Der Schriftgelehrte verstand Mich also recht und kehrte, wie schon früher bemerkt, ohne ein Gegenwort mehr an Mich zu richten, schnell nach Kapernaum zurück.

Fußnoten