Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 11

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre

- Kapitel 20 -

Rael erzählt seine Lebensgeschichte

Als wir nun bei Tische saßen, fragte Rael wiederum, wo er Mich denn eigentlich schon gesehen habe; denn er könne sich nicht erinnern, wann dieses doch geschehen sei.
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Sagte Ich ihm: ,,Und dennoch ist es dir hell ins Herz geschrieben, nur getraust du dich nicht, deinen heißesten Wunsch mit einem irdischen Menschen in Verbindung zu bringen. Würdest du uns aber nicht selbst sagen, was in deinem Herzen als heißester Wunsch lebt?"
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Sagte Rael, der Mir zur Seite saß: ,,Rabbi, der Wunsch eines jeden echten Israeliten ist, daß der Gesalbte des Herrn darniedersteige aus den Himmeln zu uns und Wohnung nehme unter uns Menschen, wie die Propheten es verkündet haben. Meine Tage sind gezählt, und weit überschritten meine Jahre die Anzahl, die sonst dem Menschen gewährt werden. Ich habe in dieser Gnade Gottes stets ein Anzeichen gesehen, daß es mir noch vergönnt sein würde, Den zu sehen, der uns verheißen ist, der da einziehen wird in die Stadt Davids und thronen wird in Zion als mächtigster Fürst. Siehe, Rabbi, daß diese Tage sich erfüllen mögen, ist der heißeste Wunsch, der mir im Herzen ruht, und so habe ich ihn dir und hier diesen Deinen denn kundgetan!"
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,,Ganz recht", sagte Ich dem Rael, dessen Antlitz beim Aussprechen dieses seines Herzenswunsches in frommer Gläubigkeit geradezu glänzte, ,,aber sage uns doch auch, ob du jemals Anzeichen gefunden, daß die Tage, wo Gott Sein Volk heimsuchen wird, nahe herbeigekommen sind?"
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Sagte Rael: ,,Rabbi, ich würde nicht mehr leben, wenn ich das nicht ganz gewiß wüßte. Siehe, ich bin weit in der Welt herumgekommen und habe gesucht, mir auch ferneres Wissen anzueignen, als nur das, was der Tempel gestattet! Unsere Satzungen verbieten zwar, daß wir uns auch mit fremden Lehren befassen sollen; aber in jungen Jahren war ich eine Art Freigeist, der wenig darum fragte, was erlaubt und nicht erlaubt war. Erlaubt schien mir alles, was mir gefiel. Und da ich von Haus aus reich war und sehr früh in den ausschließlichen Genuß meines Reichtums kam durch den frühen Tod der Eltern, so wollte ich reisen, in der Hoffnung, dadurch meine Kenntnisse zu erweitern und mir eine Stellung bei dem Volke zu schaffen, die von größerer Bedeutung wäre als die eines Schriftgelehrten, der nie weit über die Stadtmauer Jerusalems hinausgekommen ist.
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Schon früher - es sind schon ganze hundert Jahre her - war das Volk des Herrn nicht mehr in der rechten Glaubensfestigkeit, die jetzt weit mehr noch erschüttert ist, und schon in meiner Jugendzeit ging ein Ahnen, daß nun bald sich erfüllen müsse, was die Propheten vorhergesagt. Meine Ungeduld wuchs aber immer mehr, als ich sah, daß die Freiheit des Volkes verlorenging und schließlich Pompejus das Land und die heilige Stadt eroberte. Es steht mir noch vor Augen, wie der römische Befehlshaber eindrang in das Heiligtum, und wie das Volk erwartungsvoll den Tempel umstand, wartend, des Höchsten Zorn müsse auf des Heiden Haupt niederschmettern, der das Heiligtum entweihe. Doch nichts geschah!
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Zwar der Römer ward durchdrungen von der Heiligkeit des Ortes, und scheu wich er zurück aus dem Allerheiligsten; doch der Zorn des Höchsten ward nicht ausgegossen auf sein Haupt und Roms gewaltige Macht.
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Auch der Retter, der Messias, kam nicht zu Seinem Volk.
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Da faßte mein Herz ein tiefer Unglauben, und ich beschloß, dem verheißenen Land mich abzukehren. Das ganze Gebiet von Griechenland, Kleinasien und Italien hatte ich bereits durchwandert, und ich beschloß, dort zu forschen nach der rechten Erkenntnis, wo unser Volk so lange geknechtet ward - in Ägypten. Moses sollte eingeweiht gewesen sein in alle Weisheit der Priester des Ägyptenlandes; ich wollte suchen, die gleiche Weisheit zu erlangen.
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War es früher fast unmöglich und nur unter allergrößter Ausdauer und Fürsprache des Königs möglich, in den Tempel und zu den Mysterien einzudringen, so ist es doch jetzt bei weitem nicht so schwierig; denn die ägyptische Geheimlehre ist ebensosehr ein käufliches Ding geworden, wie viele andere seltene Handelsartikel. Dem Strebenden wird aber von der echten, alten Weisheit jetzt so gut wie nichts beigebracht; denn die Priester verstehen selbst nicht mehr, was sich unter ihren Bildern verbirgt, und leiten in ihren Mysterien nur noch einen hohlen Formelkram, ebenso wie in unserm Tempel auch die Form den geistigen Kern überwuchert hat.
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Nur wenige echte, wahre Priester - seltene Edelsteine des wahren, alten Kultus - leben noch ganz zurückgezogen in einzelnen Gegenden Ägyptens, teils verspottet und verlacht als Sonderlinge von den eigenen Gefährten, teils als heilige Männer verehrt vom Volke und den Priestern. Doch sind diese in Wahrheit weder das eine noch das andere, sondern nur treue Bewahrer des uralten, erhabenen, wahren Glaubens, die übrigblieben als Zeugen eines hohen Geisteslebens, von dem die jetzige Welt keine Ahnung hat.
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Ich hatte das Glück, mit einem solchen Manne zusammenzutreffen. In Theben kaufte ich mich ein zum Dienste des Horus. Dort lebte im Tempel ein alter Weiser, noch scheu und ehrfurchtsvoll verehrt vom Priesterstande. Ihm ward der Geist der Weissagung und des offenen geistigen Auges in Stunden heiliger Verzückung. Und da alles genau eintraf, wie es ihm der Geist offenbarte, so stand er im höchsten Ansehen.
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Ihm verdanke ich allein, was ich weiß; denn jener ehrwürdige Mann liebte mich und sagte mir einst, ich würde noch schauen Den, den er nicht mehr, als wie nur durch mich, erschauen werde. ,Der Geist der Weisheit steigt hernieder, gesandt von der ewigen Liebe, und wird ausstreuen das hellste Licht. Isis wird klagen dann um den erschlagenen Gatten, doch der ewige Sohn wird die Herrschaft übernehmen vom Throne des Vaters. Dann bricht eine neue Zeit heran. Der Erdkreis wird stürzen und eine neue Welt entstehen, bis abermals der Sohn, ausgerüstet mit aller Kraft, das große Totengericht halten wird und scheidet, was da ist gerecht und ungerecht.`
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So sprach damals der Weise zu mir, und ich verstehe nun recht wohl, was er damit andeutete.
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Zwölf Jahre blieb ich ein Schüler dieses seltenen Mannes, der einzige, dem er volles Vertrauen schenkte. Eines Tages sagte mir der Weise, er fühle seinen baldigen Tod und wünsche, daß ich bewahre, was er mich gelehrt. Es gäbe nur einen Gott, und Ihm allein diene, was da erschaffen worden. Doch die Gottheit habe beschlossen - so sei ihm kundgeworden -, Ihre Geschöpfe überselig zu machen, indem Sie Selbst Sich einkleiden würde ins Fleisch und niederkäme als Mensch, die Wege des Heils zu zeigen allen, die diese Wege wandeln wollen. Jedoch sei es noch eine kurze Zeit, so werde damit auch ein großes Gericht verbunden, damit die Wege offenkundig daliegen auch der dunklen Macht der Finsternis, die zu verderben suche, was die Liebe aufbaut, trotzdem auch ihr diese Wege gelten. Drum sei es gut, wenn ein jeder Einkehr halte in sich, damit er nicht getroffen werde vom Gericht. Diese Einkehr aber sei: Gott über alles zu lieben, die von Ihm ausstrahlenden Kräfte zu achten, aber nicht als Götter zu verehren, damit die Irrwege vermieden würden. Nicht lange würde es dauern, so würde das Gericht eintreten und alle Götter stürzen.
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Ich mußte ihm schwören, festzuhalten an dem einen Gott meiner Väter; denn Er sei Derselbe, den auch er gefunden: kein Gott der Rache, wie Er oft gescholten wurde, sondern ein Gott der Liebe, der nicht wüte und strafe, sondern nur oft ein Halt den Völkern gebieten müsse, damit sie sich nicht ganz verderbten, - der oft die Leiber verderben müsse, als einziges Mittel, die Seelen zu retten. ,Siehe, der Geist sagte mir - und meine Augen haben es gesehen -, daß dein Land auserkoren ist, das große Wunder zu bewahrheiten! Dort wird geschehen, was der Jetztzeit und späteren Geschlechtern stets unbegreiflich bleiben wird, weil es göttlich ist und mit menschlichen Begriffen nicht zu fassen sein wird!`
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So sprach mein Lehrer und Führer im geistigen Mysterium der Urreligion des ägyptischen Volkes, das eigentlich - recht verstanden - nur in anderer Form dieselben Wahrheiten enthält, die auch in unseren Satzungen zu finden sind.
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Bald darauf starb er, und ich kehrte zurück in die Heimat, um jene große Zeit zu erwarten. Mir wurde in hellen Träumen offenbart, daß ich noch Zeuge derselben sein würde, fand es jedoch bald für gut, mich zurückzuziehen aus den Kreisen der Templer und Schriftgelehrten; denn daß von dort das Heil nicht kommen würde, wurde mir nur zu sehr offenbar. Inmitten derer, die an Gott selbst nur so weit glauben, als es ihr eigener Vorteil zuläßt, kann der erhoffte Messias unmöglich erscheinen, oder es müßte ein Messias der Großen, Reichen und Vornehmen allein sein, nicht aber ein Beglücker des Volkes!"

Fußnoten