Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 5

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Jesus in der Gegend von Cäsarea Philippi
Ev. Matth. Kap. 16 (Fortsetzung)

- Kapitel 156 -

Die Zweifel des Pharisäers am Dasein Gottes

Sagt nun wieder Cyrenius: ,,Ganz gut, ich bin mit euch vorderhand auch also zufriedengestellt, und wir haben also dabei zu verbleiben; aber es ergibt sich nun eine andere Frage, und diese besteht darin: Weil diese Werke hier nun einmal unfehlbar ganz bestimmt allerpurste Wunder sind und Moses und die vielen andern Seher und Propheten diesen Mann, der nun vor uns solche nie erhörten Dinge wirkt, genau zum voraus beschrieben und derart haarklein gezeichnet haben, daß es nicht möglich ist, anzunehmen, sie hätten noch irgendeinen andern meinen können, so kommt es wenigstens mir vor, daß ihre entsprechungsvollen Vorhandlungen denn doch wunderbarer Art sein mochten! Daß dabei auch so manches Natürliche benutzt wurde, läßt sich nicht in Abrede stellen; aber im ganzen war denn doch das meiste sicher ein großes Wunder, das ebenfalls, so wie diese Wunder hier, nur durch den allmächtigen Willen Gottes, der als Gottes Geist durch den Menschen sich offenbarte, bewirkt wurde. Das ist so meine Meinung. - Was ist da die deinige?"
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Sagt der Pharisäer: ,,Nun ja, wenn die Sachen sich also verhalten, dann läßt sich gegen diese deine hohe Meinung meines Wissens eben nicht vieles einwenden; nur das einzige läßt sich dabei schwer oder gar nicht begreifen: warum denn Gott, so Er irgend einer ist, die Menschheit eine geraume Zeit hindurch stets gar so tief sinken läßt und endlich erst wieder einmal einen Seher und Propheten erweckt, der die ganz erblindete Menschheit wieder ein wenig sehend zu machen hat, aber dabei am Ende selbst ein Opfer entfesselter wilder Leidenschaften der entarteten Menschheit wird. Gott verleiht dem Propheten wohl unfehlbare Wunderkräfte, an denen ich nun nicht mehr zweifeln kann; am Ende aber unterliegt der Prophet gewöhnlich dennoch der rohen Faustmacht der Menschen. Beinahe die meisten mir bekannten Propheten wurden am Ende gewaltsam ums irdische Leben gebracht. Warum schützte sie denn da der allmächtige Geist Gottes nicht?
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Ich will aber damit der Gottheit keinen Vorwurf machen und sagen: ,Es war nicht klug, so einen vom Geiste Gottes erfüllten Menschen in der rohen, allermateriellsten Gewalt der Menschen irdisch untergehen zu lassen!`; aber es war seine Erweckung dadurch eine sehr beeinträchtigte im Angesichte der stets selbstsüchtigen Menschheit. Denn es ist offenbar höchst sonderbar anzusehen, wie ein Mensch, der ehedem durch den bloßen Willen ganze Berge zu versetzen imstande war, in kurzer Zeit von Menschen gefesselt, in einen Kerker geworfen und wenige Tage oder Wochen darauf auf eine oft allerempörendste Weise ums Leben gebracht wird. Dadurch werden seine innigsten Anhänger und Verehrer dann selbst entmutigt und kehren vielfach zu ihrer alten, aber wenigstens die irdische Lebenssicherheit verbürgenden Dummheit zurück.
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Wie lange ist's denn her, daß ein gewisser Johannes in der Wüste am Jordan allerlei wahrhaft große Zeichen zur Zeugenschaft seiner Gottbegeisterung ablegte?! Herodes ließ ihn gefangennehmen und bald darauf allerweidlichst und schnödest im Kerker ganz geheim enthaupten. Er zählte wahrlich schon eine Masse Jünger, und viele Tausende haben sich zum Zeugnisse der Annahme seiner wahrlich ganz reinen Lehre von ihm im Jordan taufen lassen; denn er hatte durch beinahe ganz Galiläa und Judäa am Jordan seinen Streifzug gemacht. Als aber dann seine vielen Anhänger erfuhren, was mit ihrem Meister geschehen war, da wurden sie voll Angst und Furcht und ließen es ja nicht leichtlich merken, daß sie vom Johannes die Wassertaufe genommen hatten; denn sie fürchteten, das traurige Schicksal ihres Meisters ganz unvermutet irgend teilen zu müssen. Dies einzige finde ich mit meinem Verstande, der bis jetzt durchaus noch nie vernagelt war, im Ernste etwas unkonsequent, und es schaut da zum Wohle der Menschheit wenig Klugheit und ein nach unseren Begriffen viel zu wenig guter Wille heraus.
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Unter der unsichtbaren Herrschaft eines blinden Fatums der Heiden läßt sich so etwas ganz gut denken, - doch sehr schwer unter der Herrschaft eines allweisen, allgütigen, allgerechten und allmächtigen Gottes! Das war auch zumeist der Grund, warum ich bei mir selbst ganz von dem Glauben an einen Gott abgegangen bin. Ein wahrer Prophet sollte bis zu seinem Ende eine nie besiegbare Verteidigungsfähigkeit innehaben, gegen die alle Mächte und Gewalten der Erde nichts auszurichten vermögend sein sollten, - dann würde sich daraus das wahre, göttliche Element schon für alle Zeiten wohl erkennen und auch behalten lassen; aber so nehmen irdisch die meisten Seher und Propheten ein übles Ende und verdächtigen dadurch wieder alles das Göttliche, was sie ehedem ausgesäet haben. So durfte Moses selbst nicht das Gelobte Land betreten, und um seinen Leib mußte der Erzengel Michael mit dem Satan drei volle Tage kämpfen und am Ende noch sieglos abziehen. Ja, wozu denn das? Warum muß denn das böse Prinzip auf dieser Erde nahe allzeit den Sieg über das gute Prinzip davontragen?
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Wir sagen - und eben mit Recht -: Die sämtliche Menschheit, oder die moralische Welt, liegt im argen und ist böse. Aber forschen wir nur nach dem Grunde, und wir werden ihn ungefähr in dem finden, was ich soeben aufgestellt habe! Wir Menschen können da tun, was wir nur immer wollen, so werden wir weder uns selbst noch die andern bessern; denn da halten uns die Mächte der Welt stets in den Schranken, und überall heißt es: ,Nur bis daher, - dann aber auch keine Handbreit mehr weiter!` Wir dürfen weder forschen noch grübeln. Das eherne Gesetz zwingt alle Köpfe unter einen Hut. Wer sich da zu rühren wagt, der ist für die Welt verloren; ob er aber dadurch für eine andere Welt gewonnen ist? Nun, davon haben wir noch um vieles weniger irgendeine überzeugende Gewißheit als von dem, was nach uns in hundert Jahren mit den Menschen geschehen wird!
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Wahre Seher und Propheten allein könnten diesem Übel abhelfen. Die Menschen würden dadurch die nie besiegbare Kraft und Macht Gottes stets vor Augen haben, den wahren Glauben behalten und dadurch ordentliche, gute Menschen sein. Aber so wird von Zeit zu Zeit wohl hie und da, wenn die Menschen vorher schon unter das Tierreich herabgesunken sind, ein Prophet erweckt, der eine Zeitlang weise Lehren predigt und durch allerlei erstaunliche Wunderkraft den Menschen für die Göttlichkeit seiner Sendung ein vollgültiges Zeugnis ablegt; aber wie lange dauert das?
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Weil ihm die nach Gott und Wahrheit lechzenden Menschen in großen Mengen zuströmen, so werden die alten Orakel und höchst materiell-egoistischen Priesterkasten, weil sie Verrat ihrer falschen Sache und eine gewaltige Schmälerung ihres Ansehens und ihrer großen Einkünfte befürchten, ergrimmt eifersüchtig und fangen an, den Propheten zu verfolgen. Eine Zeitlang richten sie nichts gegen ihn aus, weil er sie mit der ihm eigenen göttlichen Kraft in den Staub zurückdrängt.
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Aber in einigen Jahren, wenn er schon viele Tausende sehend gemacht hat, zieht sich die göttliche Kraft von ihm zurück, und er wird zur Beute der gemeinsten menschlichen Rache! Da stehen dann seine Bekehrten voll Furcht da, wissen nicht wo aus und wo ein und wohin. Angst, Furcht, Schrecken und Zweifel ergreift die Jünger, so sie ihrer nicht gar viele sind; bilden sie aber schon ein förmliches Heer, so gibt es dann gewöhnlich einen allergrausamsten Glaubens- und Meinungskrieg, der eher kein Ende nimmt, als bis eine Partei die andere ganz aufgezehrt hat.
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Nun frage ich aber und sage: So man als ein erfahrener und vernünftig denkender Mensch solche Dinge und solch ein Treiben nüchtern betrachtet, kann man dabei und dadurch zu einem lebendigen Glauben an einen Gott gelangen?! Oder muß man sich nicht vielmehr denken: ,Sieh, lauter Menschenwerk!`?! Gott aber ist ein ewig Ferner und kein Naher nach den Worten der Schrift! - Habe ich recht oder nicht?"
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Sagt Cyrenius: ,,In der Art, wie du zu denken pflegst, dürfte deine Meinung so manches für sich haben, - aber bloß nur in der diesweltlichen, menschlich- gesellschaftlichen Beziehung. Wir aber sind nun in die allerweisesten Pläne Gottes mit der Menschheit dieser Erde schon ein wenig tiefer eingeweiht und kennen das große göttliche Warum! Ich kann dir darum nichts anderes sagen, als daß deine Meinung eine ganz grundirrtümliche ist. Aber ich hoffe, daß auch du noch anders denken wirst. Nun aber gehe mit deinen Gefährten wieder hin, und komme, wann du gerufen wirst! Besieh dir zuvor die Wunder, denke darüber nach, und es wird dir daraus klar werden, wie töricht und gewagt deine Verfolgung des großen Meisters aus Nazareth war!"
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Die Pharisäer verneigten sich tief und zogen sich gegen das neue Haus des Markus, um es zu besichtigen. Auf einen Wink von Mir begleitet sie Markus selbst ins neue Wunderhaus, in den Garten und dann ans Meer, um ihnen alles zu zeigen und zu erklären.

Fußnoten