Gottes Neue Offenbarungen

Die Jugend Jesu
Das Jakobus-Evangelium

Biographisches Evangelium des Herrn von der Zeit an, da Joseph Mariam zu sich nahm

- Kapitel 18 -

Die Nachtruhe der hl. Familie in der Höhle. Die Lobgesänge der Engel am Morgen. Die Anbetung der Hirten. Des Engels aufklärende Worte an Joseph

28. August 1843
Als aber alle also in der Höhle versammelt waren, da fragten die Söhne Josephs ihren Vater (den Joseph nämlich):
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,,Vater, was sollen wir nun tun? Es ist alles wohl versorgt! Die Reise hat ermüdet unsere Glieder, dürfen wir uns denn nicht zur Ruhe legen?"
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Und Joseph sprach: ,,Kinder! ihr sehet ja, welch eine endlose Gnade von oben uns allen widerfahren ist; daher sollet ihr wachen und Gott loben mit mir!
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Ihr aber habt ja gesehen, was da der Salome begegnet ist in der Höhle, da sie ungläubig war; daher sollen auch wir nicht schläfrig sein, wann uns der Herr heimsucht!
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Gehet aber hin zur Maria, und rühret an das Kindlein; wer weiß es, ob eure Augenlider nicht sobald also gestärkt werden, als hättet ihr mehrere Stunden lang fest geschlafen!"
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Und die Söhne Josephs gingen hin und rührten das Kindlein an; das Kindlein aber lächelte sie an und streckte Seine Händchen nach ihnen, als hätte Es sie als Brüder erkannt.
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Darob sie sich alle hoch verwunderten und sprachen: ,,Fürwahr, das ist kein natürliches Kind! Denn wo hat je jemand so etwas erlebt, daß jemand wäre von einem kaum gebornen Kinde gottseligst also begrüßet worden!?
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Zudem sind wir nun auch im Ernste noch obendrauf plötzlich also gestärkt worden in allen unseren Gliedern, als hätten wir nie eine Reise gemacht und befänden uns daheim an einem Morgen mit völligst ausgerastetem Leibe!"
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Und der Joseph sagte darauf: ,,Sehet, also war mein Rat gut. Aber nun merke ich, daß es anfängt, mächtig kühl zu werden; daher bringet den Esel und Ochsen hierher! Die Tiere werden sich um uns lagern und werden durch ihren Hauch und ihre Ausdünstung einige Wärme bewirken; und wir selbst wollen uns darum auch um die Maria lagern!"
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Und die Söhne taten solches. Und als sie brachten die beiden Tiere in die Nähe Marias, da legten sich diese sogleich am Hauptteile des Lagers Mariens und hauchten fleißig über Mariam und das Kindlein hin und erwärmten es also recht gut.
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Und die Wehmutter sprach: ,,Fürwahr, nichts Geringes kann das sein vor Gott, dem sogar die Tiere also dienen, als hätten sie Vernunft und Verstand!"
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Die Salome aber sprach: ,,O Schwester! Die Tiere scheinen hier mehr zu sehen als wir! - Was wir uns noch kaum zu denken getrauen, da beten schon die Tiere an Den, der sie erschaffen hat!
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Glaube mir, Schwester, so wahr Gott lebt, so wahr auch ist hier vor uns der verheißene Messias; denn wir wissen es ja, daß sich nie bei der Geburt selbst des größten Propheten solche Wunderdinge zugetragen haben!"
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Maria aber sagte zur Salome: ,,Gott der Herr hat dir eine große Gnade erwiesen, darum du solches erschauest, davor selbst meine Seele erbebt!
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Aber schweige davon, wie es dir zuvor der Engel des Herrn geboten hat; denn sonst könntest du uns ein herbes Los bereiten!"
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Die Salome aber gelobte der Maria zu schweigen ihr Leben lang, und die Wehmutter folgte dem Beispiele ihrer Schwester.
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Und so ward nun alles ruhig in der Höhle. In der ersten Stunde aber vor dem Sonnenaufgange vernahmen alle gar mächtige Lobgesänge draußen vor der Höhle.
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Und Joseph sandte sogleich seinen ältesten Sohn, nachzusehen, was es sei, und wer so gewaltig singe die Ehre Gottes im Freien.
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Und Joel ging hinaus und sah, daß alle Räume des Firmaments erfüllt waren hoch und nieder mit zahllosen Myriaden leuchtender Engel. Und er eilte erstaunt in die Höhle zurück und erzählte es allen, was er gesehen.
29. August 1843
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Alle aber waren hoch erstaunt über die Erzählung des Joel und gingen hinaus und überzeugten sich von der Wahrheit der Aussage Joels.
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Als sie solche Herrlichkeit des Herrn aber gesehen hatten, da gingen sie wieder in die Höhle und gaben Maria auch das Zeugnis. Und der Joseph sagte zur Maria:
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,,Höre, du reinste Jungfrau des Herrn, die Frucht deines Leibes ist wahrhaftig eine Zeugung des heiligen Geistes Gottes; denn alle Himmel zeugen nun dafür!
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Aber wie wird es uns gehen, so nun alle Welt notwendig erfahren muß, was hier vor sich gegangen ist? Denn daß nicht nur wir, sondern auch alle andern Menschen nun sehen, welch ein Zeugnis für uns durch alle Himmel strahlet, - das habe ich an vielen Hirten nun gesehen, wie sie ihre Angesichter gen oben gerichtet hielten!
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Und sangen mit gleicher Stimme mit den mächtigen Chören der Engel, welche nun - allen sichtbar - erfüllen alle Räume der Himmel hoch und nieder bis zur Erde herab!
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Und ihr Gesang lautete wie der der Engel: ,Tauet herab, ihr Himmel, den Gerechten! Friede den Menschen auf der Erde, die eines guten Willens sind!` - Und: ,Ehre sei Gott in der Höhe in Dem, der da kommt im Namen des Herrn!`
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Siehe, o Maria, solches vernimmt und sieht nun die ganze Welt; also wird sie auch kommen hierher und wird uns verfolgen, und wir werden müssen fliehen über Berg und Tal!
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Daher meine ich, wir sollten uns so bald als nur immer möglich heben von hier und, sobald ich werde beschrieben sein - was heute früh noch geschehen soll - , uns wieder begeben nach Nazareth zurück und von dort gehen zu den Griechen über, von denen ich einige recht wohl kenne. - Bist du nicht meiner Meinung?"
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Maria aber sprach zu Joseph: ,,Du siehst aber ja, daß ich heute noch nicht dies Lager verlassen kann; daher lassen wir alles dem Herrn über! Er hat uns bisher geführt und beschützt, so wird Er uns auch sicher noch weiter führen und gar treulich beschützen!
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Will Er uns vor der Welt offenbaren, sage: wohin wollen wir fliehen, da Seine Himmel uns nicht entdecken möchten?!
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Daher geschehe Sein Wille! - Was Er will, das wird recht sein. Siehe, hier auf meiner Brust ruht ja, Dem dieses alles gilt!
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Dieser aber bleibet bei uns, und so wird auch die große Herrlichkeit Gottes von uns nicht weichen, und wir können da fliehen, wohin wir nur immer wollen!"
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Als Maria aber noch kaum solches ausgeredet hatte, siehe, da standen schon zwei Engel als Anführer einer Menge Hirten vor der Höhle und zeigten den Hirten an, daß hier Derjenige geboren ist, dem ihre Lobgesänge gelten.
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Und die Hirten traten ein in die Höhle und knieten nieder vor dem Kindlein und beteten Es an; und die Engel kamen auch scharenweise und beteten an das Kindlein.
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Joseph aber blickte mit seinen Söhnen ganz erstaunt hin nach der Maria und dem Kindlein und sprach: O Gott, was ist denn das? - Hast Du denn Selbst Fleisch angenommen in diesem Kinde?
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Wie wohl wäre es möglich sonst, daß Es angebetet würde selbst von Deinen heiligen Engeln? Bist Du aber hier, o Herr, was ist denn nun mit dem Tempel - und mit dem Allerheiligsten?!"
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Und ein Engel trat hin zum Joseph und sprach zu ihm: ,,Frage nicht, und sorge dich nicht; denn der Herr hat die Erde erwählt zum Schauplatze Seiner Erbarmungen und hat nun heimgesucht Sein Volk, wie Er es vorhergesagt durch den Mund Seiner Kinder, Seiner Knechte und Propheten!
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Was aber geschieht nun vor deinen Augen, das geschieht nach dem Willen Dessen, der da ist heilig, überheilig!"
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Hier verließ der Engel den Joseph und ging wieder hin und betete an das Kindlein, welches nun alle die Betenden mit offenen Händchen anlächelte.
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Als aber nun die Sonne aufging, da verschwanden die Engel; aber die Hirten blieben und erkundigten sich beim Joseph, wie möglich doch solches vor sich gegangen ist.
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Joseph aber sagte: ,,Höret, wie wunderbar das Gras wächst aus der Erde, also geschah auch dieses Wunder! Wer aber weiß, wie das Gras wächst? - So wenig weiß ich euch auch von diesem Wunder kundzugeben! Gott hat es also gewollt; das ist alles, was ich euch sagen kann!"

Fußnoten