Gottes Neue Offenbarungen

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 Fr, 8. Apr 2011 um 10:10 MESZ von Jorinde

Des Kaisers neue Offenbarungen

Des Kaisers neue Offenbarungen


Nach dem Märchen von Hans Christian Andersen
Es wurden nur einige Wörter getauscht


Vor vielen Jahren lebte ein Kaiser, der so ungeheuer viel auf neue Offenbarungen hielt, dass er all sein Geld dafür ausgab, um recht viele Offenbarungen zu lesen. Er kümmerte sich nicht um Ethik, kümmerte sich nicht um Philosophie und liebte es nicht, nachzudenken, außer wie er an neue Offenbarungen kommen könnte. Er hatte eine Offenbarung für jede Stunde des Tages, und ebenso wie man von einem König sagte, er ist im Rat, so sagte man hier immer: "Der Kaiser ist beim Lesen!"

In der großen Stadt, in der er wohnte, ging es sehr munter her. An jedem Tag kamen viele Fremde an, und eines Tages kam auch ein Musiker, der gab sich als Prophet aus und sagten, dass er die großartigste Offenbarung, die man sich denken könne, zu empfangen vermag. Der Text und die Art der Übermittlung seien nicht allein ungewöhnlich, sondern die Offenbarung, die von dem Propheten geschrieben würde, sollte die wunderbare Eigenschaft besitzen, dass sie für jeden unverständlich sei, der ein Esel ist oder dem es an Demut, Reinheit und Liebe mangelt.

,Das wäre ja eine prächtige Offenbarung', dachte der Kaiser; wenn ich die hätte, könnte ich ja dahinterkommen, welche Männer in meinem Reiche Esel sind, ich könnte die lieben, demütigen, reinen Menschen von den lieblosen und überheblichen unterscheiden! Ja, die Offenbarung muss sogleich für mich empfangen werden!' Er gab dem Musiker all seine kaiserliche Bewunderung, damit der sich geschmeichelt fühlen und seine Arbeit beginnen sollte.

Der stellte einen Tisch auf und bildete sich ein, göttliche Weisheiten niederzuschreiben, aber er hatte nicht das geringste, was er den Menschen Neues offenbaren konnte. Trotzdem verlangte er Bewunderung und Anerkennung, steckte sie aber in seine eigene Tasche und arbeiteten an dem sinnlosen Text bis spät in die Nacht hinein.

,Nun möchte ich doch wissen, wie weit er mit der Offenbarung ist!' dachte der Kaiser, aber es war ihm beklommen zumute, wenn er daran dachte, dass kein Esel es verstehen könne. Er glaubte zwar, dass er für sich selbst nichts zu fürchten brauche, aber er wollte doch erst einen andern senden, um zu sehen, wie es damit stehe. Alle Menschen in der ganzen Stadt wussten, welche besondere Kraft die Offenbarung habe, und alle waren begierig zu sehen, wie überheblich oder unrein ihr Nachbar sei.

,Ich will meinen alten, demütigen Verleger zu dem Propheten senden', dachte der Kaiser, er kann am besten beurteilen, wie die Offenbarung sich ausnimmt, denn er hat Liebe, und keiner ist reiner als er!'

Nun ging der alte, gute Verleger in das Zimmerchen, wo der Prophet saß und an dem sinnlosen Text arbeitete. ,Gott behüte uns!' dachte der alte Verleger und las. ,Ich kann ja nichts verstehen!' Aber das sagte er nicht.

Der Prophet bat ihn näher zu treten und fragte, ob es nicht eine Offenbarung voller Liebe und Weisheit sei. Dann zeigte er auf den sinnlosen Text, und der arme, alte Verleger fuhr fort zu lesen, aber er konnte nichts verstehen, denn es stand nichts Sinnvolles da. ,Herr Gott', dachte er, sollte ich ein Esel sein? Das habe ich nie geglaubt, und das darf kein Mensch wissen! Sollte ich nicht Verständnis für geistliche Wahrheit haben? Nein, es geht nicht an, dass ich erzähle, ich könne die Offenbarung nicht verstehen!'

"Nun, Sie sagen nichts dazu?" fragte der Prophet.

"Oh, es ist erstaunlich, ganz unfassbar!" antwortete der alte Verleger und sah durch seine Brille. "Diese Liebe und diese Weisheit! – Ja, ich werde dem Kaiser sagen, dass es mich sehr bewegt!"

"Nun, das freut mich!" sagte der Prophet, und darauf benannte er die Offenbarungen mit Namen und erklärte, worum es darin gehe. Der alte Verleger merkte gut auf, damit er dasselbe sagen könne, wenn er zum Kaiser zurückkomme, und das tat er auch.

Nun verlangte der Prophet mehr Bewunderung, mehr Anerkennung und mehr Glauben zum Schreiben. Er steckte alles in seine eigene Tasche, in die Offenbarung aber kam kein sinnvoller Inhalt, er fuhr fort, wie bisher an dem sinnlosen Text zu arbeiten. Der Kaiser sandte bald wieder einen anderen tüchtigen Verleger hin, um zu sehen, wie es mit dem Schreiben stehe und ob die Offenbarung bald fertig sei; es ging ihm aber gerade wie dem ersten, er las und las; weil aber außer sinnlosen Worten nichts da war, so konnte er nichts verstehen.

"Ist das nicht ein ganz besonders weiser und liebevoller Text?" fragte der Prophet und zeigte und erklärte die Liebe, die gar nicht da war.

,Ein Esel bin ich nicht', dachte der Mann; es ist also mein Hochmut und die fehlende Liebe! Das wäre seltsam genug, aber das muss man sich nicht merken lassen!' Daher lobte er die Offenbarung, die er nicht verstand, und versicherte ihm seine Freude über die übergroße Liebe und die göttliche Weisheit. "Ja, sie ist großartig !" sagte er zum Kaiser.

Alle Menschen in der Stadt sprachen von der wundervollen Offenbarung. Nun wollte der Kaiser es selbst sehen, während der Prophet noch daran schrieb. Mit einer ganzen Schar auserwählter Männer, unter denen auch die beiden ehrlichen Verleger waren, die schon früher dagewesen, ging er zu dem erstaunlichen Musiker hin, der nun ohne nachzudenken oder zu korrigieren schrieb, aber ohne Inhalte zu produzieren.

"Ja, ist das nicht wundervoll?" sagten die beiden ehrlichen Verleger. "Wollen Eure Majestät lesen, welche Liebe, welche Weisheit?" und dann zeigten sie auf den sinnlosen Text, denn sie glaubten, dass die andern den Text wohl verstehen könnten.

,Was!' dachte der Kaiser; ich verstehe gar nichts! Das ist ja erschrecklich! Bin ich ein Esel? Habe ich nicht genug Liebe und Demut, um die Offenbarung zu verstehen? Das wäre das Schrecklichste, was mir begegnen könnte.' "Oh, es ist sehr lehrreich", sagte er; "es hat meine allerhöchste Bewunderung!" und er nickte zufrieden und betrachtete den sinnlosen Text; er wollte nicht sagen, dass er nichts verstehen könne. Das ganze Gefolge, was er mit sich hatte, las und las, aber es bekam nicht mehr heraus als alle die andern, aber sie sagten gleich wie der Kaiser: "Oh, das ist lehrreich!' und sie rieten ihm, diese neue wundervolle Offenbarung das erste Mal bei dem großen Feste, das bevorstand, vorzutragen.

"Sie ist herrlich, liebevoll, göttlich weise!" ging es von Mund zu Mund, und man schien allerseits innig erfreut darüber. Der Kaiser öffnete dem Musiker die Türen zur höheren Gesellschaft, um ihm zu schmeicheln, und nannte ihn fortan ,Schreibknecht Gottes'.

Die ganze Nacht vor dem Morgen, an dem das Fest stattfinden sollte, war der Musiker auf und hatten sechzehn Lichter angezündet, damit man ihn auch recht gut bei seiner Arbeit beobachten konnte. Die Leute konnten sehen, dass er stark beschäftigt war, des Kaisers neue Offenbarung fertigzumachen. Er sagte, dass er Offenbarungen für Freunde hätte, er hörte Kundgaben zu Steinen und Gewässern, er schrieb salbungsvoll ohne Inhalt und sagten zuletzt: "Sieh, bald ist die Offenbarung fertig!"

Der Kaiser mit seinen vornehmsten Beamten kam selbst, und der Musiker sah ihn versunken an, gerade, als ob er noch über die tiefen Weisheiten nachdachte: "Seht, hier sind die Naturevangelien, hier das große Evangelium Johannis und hier viele Einzelkundgaben!" und so weiter. "Es ist so voller Tiefe; man sollte glauben, man habe nichts als Widersprüche vor sich, aber das ist gerade die Weisheit dabei!"

"Ja!" sagten alle Beamten, aber sie konnten nichts verstehen, denn es war nichts sinnvolles da.

"Belieben Eure Kaiserliche Majestät Ihren letzten Zweifel abzulegen", sagte der Musiker, "so will ich Ihnen die neue Offenbarung geben!"

Der Kaiser legte seinen letzten Zweifel ab, und der Musiker gab ihm die unsinnige Offenbarung.

"Ei, wie liebevoll sie das Herz erwärmt, wie sie Vergangenes und Zukünftiges weissagt!" sagten alle. "Welches Liebe, welche Weisheit! Das ist eine kostbare Offenbarung!" –

"Draußen stehen sie mit dem Rednerpult, von dem aus Eure Majestät reden soll!" meldete der Oberzeremonien-meister.

"Seht, ich habe ja nun Erkenntnis!" sagte der Kaiser. "Ist diese Offenbarung nicht wundervoll?" und dann versenkte er sich nochmals in den Text; denn es sollte scheinen, als ob er diese Offenbarung recht studierte.

Die Verleger, die das Recht hatten, die Bücher zu drucken, hörten zu, als der Kaiser daraus vorlas. Sie sagten ah und oh und schlugen sich an die Brust; sie wagten es nicht, es sich merken zu lassen, dass sie nichts verstehen konnten.

So las der Kaiser von dem prächtigen Pult, und alle Menschen auf der Straße und in den Fenstern sprachen: "Wie sind des Kaisers neue Offenbarungen unvergleichlich! Welche Kenntnisse aus den Erklärungen sprechen! Wie weise sie sind!" Keiner wollte es sich merken lassen, dass er nichts verstand; denn dann wäre er ja ein Esel oder wäre lieblos oder überheblich gewesen. Keine Offenbarung des Kaisers hatten solches Glück gemacht wie diese.

"Aber der liest ja nur Unsinn!" sagte endlich ein kleines Kind. "Hört die Stimme der Unschuld!" sagte der Vater; und der eine zischelte dem andern zu, was das Kind gesagt hatte.

"Aber der liest ja nur Unsinn!" rief zuletzt das ganze Volk. Das ergriff den Kaiser, denn das Volk schien ihm recht zu haben, aber er dachte bei sich: ,Nun muss ich aushalten.' Und die Verleger druckten weiter die Offenbarungen, die keinen Sinn ergaben.
 Fr, 8. Apr 2011 um 13:42 MESZ von Frieda

JESUS offenbart Sich in allem!

Wie gut, dass sich hier ein Bruder und eine Schwester nicht an Offenbarung(en) halten, sondern an JESUS Christus, Der im Herzen eines jeden Menschen Sich ausspricht, ob angeregt durch Offenbarungen oder nicht! Wir unterhalten uns mit JESUS in uns und unserem Nächsten über Offenbarungen und erleben und beobachten dabei, wie JESUS Sich dabei offenbart.
 Sa, 9. Apr 2011 um 19:21 MESZ von ein noch Schwacher

Krampf oder Kampf gegen das Falsche?

Hallo Jorinde,

bist du die Autorin der Website auf die du gelinkt hast? Ich würde gerne konkret erfahren, was der Kritikerin der Neuoffenbarung vermittelt wurde, das sie als Kind als Krampf erlebte.

Was sollte sie tun, was andere nicht tun mussten rein aufgrund der Neuoffenbarung?

Viele Kinder wollen nicht, dass ihnen Grenzen gesetzt werden und wollen weder gehorchen, noch sich bessern. Dabei ist egal, ob die Eltern Neuoffenbarung lesen, Athesisten sind, Bibel lesen oder Wirtschaftsbosse sind. In diesem Fall war es eben die Neuoffenbarung, die nun mit Abneigung attackiert wird.

Nun, ich bin so ein aus der Sicht der Autorin "verlorenes Schäflein", ich zitiere:
Ein ehrliches Bemühen um den Menschen beinhaltet zunächst einmal immer, dem anderen zuzuhören und ihn ernst zu nehmen. Bevor man einen Menschen auffordert, sein bisheriges Weltbild über den Haufen zu werfen, sollte man sich ehrlicherweise auch einmal selbst fragen, ob man bereit ist, eigene Überzeugungen und Gewohnheiten zu ändern, wenn sich herausstellt, dass sie falsch sind.„

Das ist ein Satz, auf den wir aufbauen können, falls er von dir/der Autorin der Seite, eingehalten wird und nicht nur scheinheilig ausgesprochen wurde. Nun, ich freue mich über ein Gespräch, bei dem du wirklich deine eigenen Überzeugungen hinterfragen willst.

Ich bitte darum, die obige Frage zu beantworten.