Gottes Neue Offenbarungen

Die Drei Tage im Tempel

Gespräche des zwölfjährigen Jesus

- Kapitel 26 -

Des Oberpriesters zornige Entgegnung. Des Jesusknaben Weissagung über die Berufung der Heiden zu Gotteskindern anstelle der Juden und über die Zerstörung des Tempels und Jerusalems. Die Wahrheit über den Tod des Zacharias

Bei dieser Meiner Rede ward der Oberpriester zornig und sagte: ,,Knabe, wer gab dir das Recht, uns und den Tempel zu bedrohen?! Haben denn wir die Satzungen gemacht, nach denen wir nun zu handeln haben?! So weise manche deiner früheren Reden waren, so unweise sind sie nun! Weißt du denn nicht, daß auf einen Hieb kein Baum fällt, und daß es eitel ist, etwas zu ändern, was durchaus nicht zu ändern ist?! Ändere du das Volk, wenn du's kannst! Das Judenvolk ist ein schon gar alter Baum, den man nicht mehr wie eine junge Haselstaude beugen kann!
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Wir wollen durchaus nicht zweifeln, daß dir eine höhere Berufung von Gott erteilt ist; aber darum mußt du die alten Institutionen, die von Moses herrühren - wenn auch mit manchen nachträglichen Beisätzen, die die Zeitverhältnisse erforderten - nicht mit Füßen treten und uns als die Verwalter derselben nicht mit reißenden Wölfen in Schafspelzen vergleichen! Denn wir haben noch niemand zerrissen; so wir aber Gottes- und Tempellästerer gezüchtigt haben und die Ehebrecher, so taten wir nichts als nur das, was Moses befohlen hat. Kannst du da sagen, daß wir unrecht und wider die Satzungen Gottes gehandelt haben?!
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So du mit uns redest, da lege deine Worte in eine bessere Waagschale. Denn findest du etwas Schlechtes an uns und am Tempel, so sage uns das mit kindlich-guten Worten, und wir werden sehen, was sich da wird machen lassen! Aber mit Drohungen wirst du mit uns nichts ausrichten!"
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Sagte Ich: ,,Mit eurer Art hat noch nie jemand weder mit sanfter noch mit scharfer Rede etwas ausgerichtet. Daher werdet ihr auch bleiben, wie ihr seid, bis ans Ende der Welt! Darum aber wird die Gnade von euch genommen und den Heiden verliehen werden!
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Sehet über das große Meer nach dem Weltteile Europa! Das ist von puren Heiden bewohnt, höchst selten nur kommt ein Jude dahin. Dorthin wird die Gnade aus den Himmeln verpflanzt werden!
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In etlichen siebzig Jahren aber wird man Jerusalem und den Tempel suchen und wird die Stelle nicht mehr finden, wo die Stadt und wo der Tempel gestanden, und man wird dann sagen: ,Ha, was liegt wohl an der alten Stelle, wo der Tempel gestanden?! Nehmen wir die nächste beste Stelle und bauen da einen Tempel Salomonis und richten ihn ein, wie er früher eingerichtet war!`
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Ja, also werden sie reden und also auch tun! Aber sowie sie am Tempel werden zu arbeiten anfangen, wird aus der Erde ein mächtiges Feuer emporschießen, und die Bauleute und das Material werden gar übel zugerichtet werden.
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Bald auf mehrere solche mißglückten Versuche werden mächtige Heidenstämme von Morgen und Mittag in dies Land eindringen und es verwüsten, und ihr werdet zerstreut werden auf der ganzen Erde und werdet verfolgt werden von einem Ende der Erde bis zum andern!
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Also wird es mit euch geschehen, dieweil ihr euch eigenmächtig von den alten Satzungen Gottes entfernt habt und habt dafür eure sehr weltsüchtig-menschlichen hingestellt und habt euch gemästet von dem großen Gewinne, den euch die Handhabung eurer Menschensatzungen abwarf.
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Leset selbst die Chronik des Tempels und seine geheimen Begebenheiten, und ihr werdet Dinge schon seit den Zeiten der Propheten finden, vor denen sich jedes nur einigermaßen menschlich gerecht denkenden Menschen Haare bis zur Spitze Libanons hinan sträuben müssen!
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Ist doch ein jeder Priester und Prophet noch gesteinigt worden, der es sich ernstlich vornahm, aus dem Hause Jehovas die abscheulichen Menschensatzungen auszuscheiden und wieder die rein göttlichen einzuführen!
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Wie lange ist es wohl, daß der Oberpriester Zacharias, als er in reiner Weise im Tempel opferte, von, sage, euren Händen erwürgt worden ist?!
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Das Volk, das den Zacharias hoch achtete und liebte, verlangte laut Kunde von euch, was mit dem Manne Gottes geschah, als ein neuer Oberpriester an seine Stelle berufen ward.
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Da beloget ihr das Volk auf eine überdreiste Weise und sagtet mit erheuchelter Ehrfurchtsmiene, Zacharias habe im Allerheiligsten gebetet für das ganze Volk, da sei ihm abermals der Engel des Herrn erschienen, dessen Angesicht mehr denn die Mittagssonne leuchtete.
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Und der Engel habe zum erstaunten Manne Gottes gesprochen: ,O treuer Diener des Herrn! Dein irdisch Tagwerk hast du vollendet, und du bist gerecht befunden worden vor Gott! Darum sollst du nun verlassen diese Erde und mir folgen, wie du bist, mit Leib und Seele gleich dem Henoch und Elias vor den Thron des allmächtigen Gottes im Himmel, allwo ein großer Lohn deiner harrt!`
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Darauf habe Zacharias mit schon ganz himmlisch verklärten Augen gen Himmel geblickt und sei in den Armen des Engels augenblicklich aus dem Tempel und von dieser Erde entschwunden!
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Ihr aber habt dann noch einen weißen Stein an die erlogene Stelle mit der Inschrift gesetzt: ,Zacharias, des Mannes Gottes, Verklärung!` Und damit habt ihr euch vor dem Volke wieder weiß gewaschen und verehret dann mit dem Volke den Mann Gottes mit allerlei Psaltern, während er da kniend betete, gleich Raubmördern überfallen und erwürgt habt!
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Wie es aber dem Zacharias ergangen ist, so erging es gar vielen Propheten und wahren Hohenpriestern in der Ordnung Aarons! Nachher aber habt ihr ihnen des Volkes willen gleich erhabene Monumente errichtet und ihnen bis zur Stunde alle Verehrung erwiesen!
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Saget, ob es anders ist! - Ihr schweigt und seid nun stumm vor Angst, da Ich solches nun vor euch aufgedeckt habe! Ihr dünket euch durch eure Stellung freilich sicher vor dem Arme der Weltgerechtigkeit; ja, ja, der kann euch wohl leider nicht zu, weil sich außer Mir kein Zeuge wider euch vorfindet! Aber Ich bedarf für euch auch des Weltgerechtigkeitsarmes nicht - auch werde Ich selbst an euch keine Hand legen und euch züchtigen. Aber so ihr verharret in eurer Verkehrtheit, so wird das an euch geschehen, was Ich euch ehedem angekündigt habe! - Nun habe Ich geredet, redet nun ihr!"
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Hier machte der Richter eine böse Miene und sagte zu Mir: ,,So Du es willst, mache ich mit diesen Larven von Gottesdienern einen kurzen Prozeß! Denn mir genügt Dein Zeugnis vollkommen!"
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Sagte Ich: ,,Laß das gut sein! Denn sieh, Ich hätte ja Gewalt zur Übergenüge in Meinem Willen und könnte sie vernichten im schnellsten Augenblicke. Aber weder du noch das Volk und ebensowenig Ich würden dabei etwas gewonnen haben! Es genügt nun, daß wir ihre starke Nacht etwas dämmerlich gemacht haben, ein plötzlich eintretender Tag würde sie erst recht blind machen, und mit ihnen das ganze Judenvolk. Das würde aber geschehen, so du sie nun ihrer übervielen gröbsten Sünden wegen zur schärfsten Ahndung zögest. - Diese werden sich in ihre gelegten Netze selbst verstricken und darinnen zugrunde gehen!
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Es ist aber dem Menschen auf Erden überall ein Maß gestellt, wie fürs Gute also auch fürs Schlechte; im gleichen aber ist auch einem jeden Institute und jedem Volke ein Maß gestellt. Wenn es voll wird des Göttlich-Guten, dann wird das Volk und sein Land anfangen zu triefen vom Segen; wenn aber ein Volk und sein Land voll wird des Schlechten, dann ergeht über dasselbe aber auch unnachsichtlich ein strenges Gericht. Das Volk hat ausgespielt seine schlechte Rolle, und das Land wird in eine Wüste verwandelt, wie es auch in nicht gar ferner Zeit mit diesem Lande der Fall sein wird!
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Wer es fassen kann und will, der fasse es! Es ist nun die Zeit nahe herangerückt, in der man den argen Menschen von den Dächern herab zurufen wird, wessen Geistes Kinder sie sind, und ihre Taten wird man ihnen von den Stirnen ablesen können! Denn aus der Schule Ich geschöpft habe, was Ich weiß, aus derselben Schule werden dereinst viele Jünger Meiner Liebe schöpfen und dann auch wissen, was Ich weiß, und tun, was Ich tue! Aber noch ist die Zeit nicht völlig da. Wenn sie aber völlig da sein wird, werdet ihr schon vernehmen und euch danach richten können.
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Ich habe nun geredet! Wer noch etwas zu reden hat, der rede; denn Ich werde nur noch eine ganz kurze Zeit Mich unter euch aufhalten, da die, die Mich verloren zu haben meinen, bald Jerusalem erreichen und Mich hier finden werden!"

Fußnoten